Kolumbienreise 2024
Nach fast 6 Jahren machten wir uns am 08. April 2024 auf den Weg nach Kolumbien, um unsere Projekte zu besuchen und unsere neuen Projektpartnerinnen persönlich kennenzulernen. Nachdem sich Frau Hildegard Otto, die fast 30 Jahr unser Hilfswerk in Bogotá leitete, altershalber und aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste, sind wir sehr glücklich, mit den „Schwestern vom armen Kinde Jesus“ neue, professionelle und vertrauenswürdige Projektpartnerinnen vor Ort zu haben. Schon fast 2 Jahre arbeiten wir zusammen, nun durften wir die Schwestern persönlich kennenlernen. Nach kurzer Ruhezeit nach dem langen Flug und Anpassung an die Höhe von fast 3000 Metern sowie die Zeitverschiebung von 7 Stunden war unser erster, beiderseits mit Spannung erwarteter Termin ein Treffen mit einigen Schwestern der Kongregation im Collegio Santa Clara. Diese Schule ist eine der 6 Einrichtungen, die der Orden in Bogotá und an anderen Orten des Landes betreibt. Der Abschluss im Collegio Santa Clara, wie auch im Instituto Clara Fey in Bosa eröffnet Schülern alle Möglichkeiten zum Studium oder einer Berufsausbildung. Das Instituto Clara Fey wurde 1957 gegründet und ist die älteste Einrichtung der „Schwestern vom armen Kinde Jesus“ und beide Schulen nehmen primär Kinder von sozial schwachen Familien auf. Alle Schulen der Schwestern sind Privatschulen, die zwar alle staatlichen Anforderungen an Gebäude, Lehrplan, Ausstattung u.a. erfüllen müssen, jedoch vom Staat kaum unterstützt werden. Da die meisten Eltern der Schüler nur einen geringen Anteil des Schulgeldes bezahlen können, wird der größte Teil der Kosten durch Spenden gedeckt. Die in Aachen geborene Ordensgründerin Clara Fey gründete 1844 mit drei weiteren jungen Frauen die erste Gemeinschaft der Kongregation. Von Anfang an widmeten sich die Schwestern den Armen, vor allem Kindern und gründeten Heime und Schulen in mehreren Ländern. Nach und nach entstanden auch in Kolumbien Schulen, Kindergärten und Tagesstätten.
Wir trafen uns also mit einigen Schwestern im Collegio Santa Clara in Bogota. Nach einer herzlichen Begrüßung bei kolumbianischem Cafe besprachen wir wichtige Themen unserer gemeinsamen Arbeit. Auch wenn sich die Struktur unseres Hilfswerks nach dem Ausscheiden von Frau Otto etwas verändert hat, ist unsere Grundintention noch immer dieselbe: Wir unterstützen besonders bedürftige Familien, die nicht in der Lage sind, ihr Leben ohne Hilfe zu finanzieren. Nach der Versorgung mit Lebensmitteln ist der Schwerpunkt unserer Arbeit, Kindern den Schulbesuch mit Abschluss zu ermöglichen.
Natürlich wollten wir während unseres Aufenthaltes alle Familien, die wir unterstützen, sehen. Sandra, unsere Sozialarbeiterin organisierte ein Treffen im Instituto Clara Fey, zu dem wir „unsere“ Familien einluden. Es war für uns alle ein ganz besonderer Tag und vor allem die Kinder waren voller Erwartung und neugierig, uns zu sehen. Die teilweise stundenlange Anfahrt auf holprigen Straßen in überfüllten Bussen nahmen sie gerne in Kauf. Wie schon bei unseren vorangegangenen Besuchen hatten auch diesmal die Familien mit Sandras Hilfe ein unterhaltsames Programm mit Musik, Tänzen, Gedichten und persönlichen Worten vorbereitet.
Als Abschluss feierten wir miteinander einen Gottesdienst, der von Schwestern und Schülerinnen sehr individuell für uns gestaltet wurde und in dem die Dankbarkeit für unsere Hilfe ausgedrückt wurde. Nach einer gemeinsamen Mahlzeit, zu der wir dank einer Spende einladen konnten und der Verteilung von ebenfalls gespendeten „Allgäutaschen“, gefüllt mit Lebensmitteln und Süßigkeiten, durften wir in strahlenden Gesichter und leuchtenden Kinderaugen so viel Dankbarkeit erfahren, dass wir uns selber als Beschenkte fühlten.
Nach diesem schönen, emotionalem Fest besuchten wir noch einige Familien, die sich in unterschiedlichen Notlagen befinden: Der unheilbar kranke Junge bekommt seine dringend benötigten Medikamente nicht mehr, da die neue Regierung eine Umstrukturierung aller Krankenkassen plant. Die junge Mutter ist HIV- infiziert und bekommt keine Arbeit, von der sie sich und ihre Tochter ernähren kann. Ihr Bruder, der sie in seiner Wohnung aufgenommen hat, ist seit der Coronazeit arbeitslos. Alleinerziehenden Müttern reicht ihr kleines Einkommen als Straßenverkäuferin nicht, um Miete, Lebensunterhalt und Schulgeld, Schuluniform und Lernmaterial für die Kinder zu finanzieren. Fünf Geschwister ohne Eltern sind mittellos und finden aus ihren katastrophalen Wohnverhältnissen keinen Ausweg. Diese bedrückenden Lebenssituationen treiben uns an, Lösungen für das eine oder andere Problem zu finden.
Eine ganz besondere Fahrt durften wir mit Schwester Maria del Rocio unternehmen, der Verantwortlichen für alle Einrichtungen des Ordens in Kolumbien und unsere direkte Kontaktperson. Wir fuhren nach Monteredondo, einer Gegend in der tiefer gelegenen Klimazone mit Regenwaldvegetation, Cafeplantagen, einem traumhaften Reichtum an Früchten und einer wunderschönen, blühenden Landschaft. Allerdings ist das Tal sehr abgelegen und Familien leben weit verstreut in großer Armut. Die Schwestern betreiben dort eine kleine Grundschule mit einem kleinen Bauernhof und Obst-und Gemüseanbau zur Versorgung der ca.100 Schüler, die nach oft stundenlangen Schulwegen in dieser Einrichtung Nahrung, Bildung, Geborgenheit und Wertschätzung erhalten. Die Schüler/innen überraschten uns mit Liedern und Tänzen, die sie mit Ihren Lehrerinnen eingeübt hatten. Dieser Tag, an dem wir das Lachen, die Fröhlichkeit und Energie dieser Kinder trotz bitterer Armut erleben durften, wird uns mit seinen berührenden Bildern immer in Erinnerung bleiben.
Während unseres Aufenthalts in Bogotá hatten wir natürlich auch Gelegenheit, mit Freunden wunderbare Orte in den unterschiedlichen Klimazonen zu besuchen und Neues zu entdecken. Kolumbien ist einerseits ein Paradies mit seiner faszinierenden Schönheit des Landes, seinen wunderbaren, freundlichen Menschen in ihrer Lebensfreude und bunten Vielfalt, aber andererseits auch geprägt von der bitteren Armut, die leider nicht weniger wird.
Und deshalb sind wir motiviert von unserer Reise zurückgekehrt und möchten auch weiterhin der „Tropfen auf dem heißen Stein“ sein und besonders bedürftige Familien unterstützen und Kindern Bildung ermöglichen.
Wir danken allen, die uns seit 30 Jahren helfen, Not zu lindern und Kindern eine Perspektive zu geben und bitten Sie um Ihre weitere Unterstützung.
Für den Verein „Kinderhilfe La Flora e.V.“
Anton und Rosa Müller