Weihnachtsbrief 2010

Kinderhilfe e.V.LA FLORALA FLORA                                     

LIEBE PATEN, LIEBE FREUNDE VON LA FLORA!


Es ist  schön, dass am Ende eines jeden Jahres in der christlichen Welt die Weihnachtszeit kommt. Auch wenn die Vorbereitungen dazu leider viele unter uns zu gesteigerter Hektik verführen, so kann Weihnachten durchaus auch Stunden der Besinnung  bescheren. Jeder zündet doch gerne eine Kerze an, und lässt sich von der Flamme bezaubern! Ich habe  unseren Kamin angesteckt, denn in Bogotá haben die Häuser keine Heizung, obwohl es auf  2.600 m Höhe recht kalt werden  kann. Bei den anhaltenden Regenfällen, wie Kolumbien sie in den letzten Monaten erdulden musste,  leiden  Tausende unter den Überschwemmungen, der Kälte, der Feuchtigkeit und den damit verbundenen Krankheiten. Vor allem die Kinder sind davon betroffen!  Da bin ich mit meinem Kamin gut dran – es wird gemütlich und warm um mich herum,  und dann  sammle ich  wieder Gedanken, wie wir am besten den armen Menschen helfen können.

Wenn ich in so einem Moment der Ruhe auf das vergangene Jahr zurück- blicke, komme ich zu dem Schluss, dass es für La Flora ein gutes Jahr war, trotz der Wirtschaftskrise, die auch in Kolumbien sehr spürbar ist .  Sie, liebe Paten und Freunde von La Flora, haben nie aufgehört, uns zu helfen.   Sie haben uns nicht vergessen! Wir konnten weiterhin die monatlichen Lebensmittelgutscheine verteilen, bei Krankheitsfällen  die Extrakosten übernehmen, Brillen und Zahnspangen mitfinanzieren, Schulmaterial und Bekleidung beschaffen, Ausbildungskosten und – wo nötig – das Schulgeld bezahlen. Dank besonderer Spenden bekamen einige Kinder Betten, damit sie nicht zu mehreren, oftmals mit der Mutter oder der Großmutter, in einem Bett schlafen müssen. Über die Hygiene-Pakete haben sich besonders die Mütter  gefreut, denn ein eigenes Handtuch oder eine eigene Zahnbürste sind in La Flora keine Selbstverständlichkeit  und Shampoo, Seife und Zahncreme sind teuer. Die Sozialarbeiterin hat mit einer  Power-Point- Präsentation den Kindern und den Müttern erklärt, wie wichtig  persönliche Hygiene ist und wie sie sich sauber halten sollten. Alle haben sehr interessiert zugehört. Wir erleben immer wieder Fortschritte!

 Unseren Anschluss an die Hilfsorganisation „Enfants de l´Espoire“ (Kinder der Hoffnung), Niños de la Esperanza,  die ihren Sitz in Luxemburg hat, kann ich durchaus als positiv bewerten.  Seit Juli unterstützt  Luxemburg ein drei Jahre  währendes Projekt, das nicht nur den Kindern von „Enfants de l ´Espoire“, sondern auch 70 Patenkindern von La Flora zugute kommt und es uns ermöglicht, unseren Wirkungskreis mit anderen Institutionen auf insgesamt 250 Kinder zu erweitern. Dass La Flora als begünstigtes Hilfsprojekt  aufgenommen wurde, ist durchaus eine Anerkennung für unsere Arbeit!

Allerdings ist die Luxemburger Hilfe selbstverständlich an Vorschriften gebunden, die wir einhalten müssen. So gilt die Hilfe ausschließlich Schülern von 6 – 18 Jahren. In La Flora haben wir  aber einige Schüler, die mit 18 noch nicht mit der Schule fertig sind, andere sind erst 17, und sind nicht mehr auf der Schule, sondern erhalten bereits eine Berufsausbildung. Darum müssen wir  etwa 11 unserer Patenkinder aus dem Luxemburger Projekt ausklammern, und sie durch neue Kinder ersetzen. Natürlich werden unsere 11 Patenkinder  weiterhin von La Flora unterstützt ! Diese Veränderung hat  viel Arbeit mit sich gebracht, denn neue Familien müssen mit sehr großer Vorsicht und Sorgfalt ausgewählt werden!  Die Sozialarbeiterinnen, Judith und Sandra, engagieren sich  ja nicht nur für das Wohl unserer Mütter und Kinder, sondern müssen jeder Familie einen Hausbesuch abstatten und Angaben über  deren Wohnverhältnisse, Familienzusammensetzung, Einkommen, usw. zusammentragen. Dabei ist es unumgänglich, auch die neuen Kandidaten zu besuchen.  In einem besonders berüchtigten Viertel wurde   Judith, die in Begleitung unseres Fahrers war,  überfallen. Da der Fahrer sich zur Wehr setzte, um sie zu beschützen, kam es zu einer Schlägerei.  Unser Fahrer Edubar konnte jedoch verhindern, dass der Attentäter mit dem Messer zustach. Beide wurden bedroht, und können sich  in jenem Slum nicht mehr  blicken lassen. Mir wird dringend abgeraten, selber dorthin zu gehen.  Wir müssen  auf jeden Fall vermeiden, dass bei den neuen Familien irgendein Kontakt zu der Guerrilla oder anderen Delinquenten besteht.

Eine weitere Neuigkeit in diesem Jahr ist die Gründung eines Hilfsfonds für Minikredite. Das Kapital dafür kam als Hinterlassenschaft einer sehr großzügigen und lieben Patin,  die aufgrund ihrer Krankheit leider von uns gegangen ist. Für diesen Hilfsfonds haben wir ein neues Konto eröffnet  und Mitarbeiter gesucht und gefunden, die für die Durchführung zuständig  sind. Nun steht alles organisatorisch auf festen Füßen und wir können noch in diesen Tagen den ersten Kredit vergeben. Ich werde Ihnen in einem weiteren Schreiben Einzelheiten  über diesen Hilfsfonds berichten.

Ich bedanke mich von Herzen für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung, die mir  immer wieder Mut macht,  weiter zu machen, allen Schwierigkeiten zum Trotz! Den Dank der Mütter und Kinder leite ich an Sie weiter!  Alle waren so sehr glücklich über das vorweihnachtliche Frühstück mit  einer in Bananenblätter gewickelten Maisspeise, heißer Schokolade,  Brötchen und weißem Käse! Auch das war durch eine Sonderspende möglich, und ich soll der  Spenderin ganz besonders liebe Grüße ausrichten! Es fand auch eine Verlosung statt, denn eine deutsche Freundin in Bogotá hatte dafür Sachspenden und auch Geld zur Verfügung gestellt, so dass jede Familie mit einem Preis nach Hause ging. Die Lebensmittelgutscheine bekamen sie für 2 Monate, so können wir jetzt eine Pause einlegen.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten, und Gottes reichen Segen für das Neue Jahr!

Ihre
Hildegard Otto